Im Sommerurlaub sollte es eigentlich nach Frankreich in die Normandie gehen. Dann kam Corona, der erste Lockdown und der Gedanke an einen größeren Urlaub – mit Kind und Kegel unterwegs und, aufgrund der Entfernung, mit Zwischenübernachtung – gefiel uns nicht wirklich. Also wurde der eigentlich geplante Familienurlaub schweren Herzens storniert und als dann klar war, dass Reisen möglich sein würden, buchten wir für ein paar Tage einen kleinen Bungalow in Ermelo in den Niederlanden. Von dort ist es nur ein kurzer Weg an die Randmeere und die Anreise ist von uns aus überschaubar. 4 Tage vor Ort standen uns zur Verfügung, die wir voll nutzen und jeden Tag auf dem Wasser verbringen wollten.
Hoge Vaart
Am ersten Tag ist es ziemlich windig, eine Tour auf offenem Wasser ist nicht denkbar, da wären wir dem Wind viel zu sehr ausgesetzt. Also geht es auf die Hoge Vaart, einen kleinen Kanal, der dem Wind weniger Angriffsfläche bietet auf dem wir durch den Uferbewuchs einigermaßen geschützt unterwegs sein können. Die Böen sind trotzdem gut zu merken, aber unproblematisch. Und das Wetter ist ein perfekter Mix aus Sonne und Wolken.
Startpunkt ist ein kleiner Anleger mit einer Slippe nahe einem Pferdehof. Direkt gegenüber: Obstanbau. Die kleinen Bäume stehen in Reih‘ und Glied und sind voller Äpfel. Die ersten Meter auf dem Wasser führen uns noch durch ein kleines Industriegebiet, danach sind wir mitten im Grünen. Überall sind Haubentaucher, Schwalben, Enten, Schwäne und Blesshühner unterwegs – und unzählige Eisvögel! Letztere allerdings meist viel zu schnell für mich und meine Kamera, ein paar Mal gelingt es mir aber doch einen zu erhaschen. Die Stille ist herrlich und wird nur vom Schimpfen der Schilf-Vögel unterbrochen, wenn ich ihnen zu nahe komme.
Auch unterhalb der Wasseroberfläche ist einiges los, wie sich bei den vielen Bissen zeigt, die mein Mann an der Angel hat. Barsch und Hecht sind in allen Größen dabei, wobei die kleinen Barsche mitunter etwas größenwahnsinnig zu sein scheinen, wenn sie auf Köder beißen, die etwa so groß sind, wie sie selbst.
Veluwemeer und Drontermeer
Am nächsten Morgen ist der Wind etwas weniger geworden, die Böen sind aber immer noch ordentlich. Trotzdem machen wir uns auf den Weg nach Elburg. Von dort können wir sowohl auf das Weluwemeer als auch auf das Drontermeer. An der Slippe, von der aus wir starten wollen, ist schon einiger Betrieb und während wir warten um unsere Kajaks aufs Wasser zu bringen, können wir diverse Jachten bestaunen, die den Elburger Hafen ansteuern.
Als erstes wollen wir auf das Weluwemeer. Große offene Wasserflächen sind mir nicht ganz geheuer, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Herausforderungen. Also los!
Relativ schnell stellen wir jedoch beide fest: das ist gerade nicht so ganz unser Fall. Es ist unglaublich viel los, viele kleine und größere Sportboote sind unterwegs, dazu Surfer und andere Wassersportler. Die Ruhe und Erholung, die wir eigentlich auf dem Wasser suchen, finden wir hier nicht. Also kehren wir für eine kleine Pause zurück zu unserem Ausgangspunkt und fahren anschließend von dort aus aufs Drontermeer.
Dort ist es deutlich ruhiger als auf dem Weluwemeer, wir fahren in eine kleine Bucht in der wir auch etwas windgeschützt sind. Wirklich viel zu sehen gibt es hier aber weder oberhalb noch unterhalb der Wasseroberfläche, so machen wir uns nach einer Weile wieder auf den Rückweg nach Elburg.
Die beiden Touren waren auch zusammengenommen gar nicht so lang, das Fahren auf offener Wasserfläche hat mich aber völlig geschafft und ich bin froh, als wir wieder am Bungalow sind.
Wolderwijd
Tag 3 unseres Kurzurlaubes führt uns auf die Wolderwijd. Von wegen „offene Wasserfläche“ und so… Beim Start wird mir ganz anders, aber auch heute gilt: Kneifen gilt nicht. Und zumindest am frühen Morgen ist auf der Wolderwijd noch nicht viel los, so dass ich erst mal für mich klar kommen kann und nicht auch noch auf andere Boote und Wassersportler achten muss. Dafür werden wir begleitet von Haubentauchern, während über uns Gänse ziehen. Und nach nicht einmal ganz 5 Minuten beißt schon der erste Hecht!
Auf der Wolderwijd gibt es einige Inseln, die steuern wir als erste Zwischenstation an. Eventuell wollen wir bis zum Aquaduct bei Harderwijk, das den Übergang zum Veluwemeer bietet, auch wenn mir allein bei dem Gedanken mulmig wird.
Aber erst mal: auf Richtung Inseln. Unterwegs kommen wir an einer Fähre vorbei, die die Provinzen Flevoland und Gelderland verbindet – kurz: FLE-GEL… Auf der einen Insel, die wir ansteuern, gibt es neben bewachten Anlegeplätzen auch einen Campingplatz, wie wir feststellen, als wir für eine Pause den Anleger ansteuern. Inzwischen ist ziemlich viel los auf der Wolderwijd und die Sonne brennt ordentlich. Daher entscheiden wir uns gegen eine Weiterfahrt Richtung Aquaduct und nehmen uns lieber etwas mehr Zeit für den Rückweg um noch die eine oder andere Stelle etwas intensiver zu betrachten.
wieder auf der Hoge Vaart
Zum Abschluss wollen wir noch einmal auf die Hoge Vaart und steuern die gleiche Einstiegsstelle an, wie bei unserer ersten Tour. Als wir ankommen, ist die Sonne noch nicht ganz aufgegangen. Leichte Dunstschleier liegen über dem Wasser und außer Vogelgezwitscher ist nichts zu hören. Ein Blick über das Wasser. Irgendwas schwimmt in unsere Richtung. Ein Bisam? Beim Näherkommen sehen wir: es ist ein Biber! Direkt neben dem Steg steigt er aus dem Wasser und verschwindet im Gebüsch. Als wir die Kajaks auf dem Wasser haben und starten wollen, fahre ich erst noch ein paar Meter in die andere Richtung. Tatsächlich, nur wenige Meter neben den Steg ist eindeutig ein Biber-Futterplatz!
Nach drei Tagen auf dem Wasser und aufgrund der brütenden Hitze ist uns klar: die Runde heute wird eher klein ausfallen. So fahren wir nur gemütlich ein kleines Stück bis zu einer schönen Pausen-Stelle, die wir bei unserer ersten Tour auf der Hoge Vaart schon entdeckt hatten. Dort genießen wir im Schatten der Bäume für eine Weile die Ruhe und fahren am frühen Nachmittag wieder zurück.