Unterwegs auf Gewässern vor allem in den Niederlanden, mitunter auch in Deutschland und im Urlaub gern auch in Frankreich oder Dänemark fange ich Vögel ein – im Bild. Nicht alle Bilder gelingen so, wie ich es mir vorstelle. Von einem sich bewegenden Objekt aus (Kajak), das Wind und Wellen ausgesetzt ist, ein sich meist ebenfalls bewegendes Objekt (Vogel) zu fotografieren, ist gar nicht so einfach.
Mein Ziel ist nicht das „perfekte“ Bild, mir geht es um den Spaß an der Sache. Ich freue mich über die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und möchte Stimmungen am und auf dem Wasser einfangen. Zu erleben, wie riesige Vogelschwärme im Tiefflug über einen hinweg ziehen, Blesshühner beim Start von der Wasseroberfläche direkt neben einem übers Wasser laufen, Schwalben direkt an einem vorbeizischen – das ist es, was ich einzufangen versuche. Dabei sind die Jahreszeiten Taktgeber: Im Frühjahr und im Herbst der Vogelzug, nach der Rückkehr im Frühjahr dann die Balz, im Sommer die flügge-werdenden Jungvögel und ggf. eine zweite Brut. Ein Haubentaucher, der mit seinen Jungen auf dem Rücken direkt am Kajak vorbeischwimmt oder ein Jungtier, das schon allein seine Bahnen zieht, gelegentlich nach Fisch taucht, aber ganz offensichtlich noch sehr ungeübt darin ist, diese merkwürdigen Dinger, die da auf ihn zukommen (wir mit den Kajaks) einzuschätzen. Diese Momente nehme ich mit. Und in Frankreich auf Salzwasser unterwegs, direkt vor Tatihou: Steinwälzer und unterschiedlichste Reiher.
Mit jedem Tour lerne ich auch etwas über das jeweilige Gewässer, auf dem wir unterwegs sind. Oft nehme ich Wasserproben. Und wir machen immer wieder den Abgleich: sehe ich keine Haubentaucher und andere fischfressende Vögel, kann ich in aller Regel davon ausgehen, dass mein Mann auf dem Echolot eher wenig Fische sieht. Manche Gewässer wirken malerisch mit grün bewachsenen Uferzonen, sind aber merkwürdig still, es fehlt der Vogelgesang und das Gezeter der Schilfvögel, wenn wir dem Ufer nahe kommen. Eine Wasserprobe zeigt: die Werte sind schlecht, hier kann kaum etwas (über-)leben.
Bei allen Aufnahmen, die ich mache, gilt stets: Hinterlasse keine Spuren und versuche, nicht zu stören. Entsprechend bewege ich mich besonders vorsichtig, wenn ich mich nähere und halte lieber mehr Abstand um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken.
Angefangen hat alles mit einem Jackson Big Tuna, einem 2-er (Angel-)Kajak. Auch das Big Tuna ist ein Sit on Top und gilt als kippstabil. Tatsächlich habe ich mich darauf auch sehr sicher gefühlt, als ich in Frankreich, begleitet von unserem Wheaten-Terrier, eine kleine Runde auf der Saône gepaddelt bin. Aber: das Big Tuna ist eben ein 2-er Angelkajak, für mich allein völlig überdimensioniert und letztlich kaum vernünftig zu steuern und für längere Strecken nicht vorstellbar. Zudem sind die besten Angel-Spots oft nicht die besten Foto-Spots und zum Paddeln braucht man eben beide Hände, so dass man sie nicht für die Kamera frei hat.
Mehr zufällig stieß mein Mann dann auf Hobie Kajaks, vereinbarte einen Probetag mit Angelguiding – und war begeistert. Kurz darauf zog das Hobie Pro Angler bei uns ein. Nach einer ersten kleinen Probe-Runde war klar: das will ich auch. Durch den Antrieb per Fuß sind die Hände frei und mit zwei einzelnen Kajaks können wir gemeinsam auf Tour gehen, aber eben auch mal getrennt bestimmte Spots ansteuern oder an besonderen Stellen verweilen. Das Pro Angler war mir aber zu groß, eine Nummer kleiner reicht für mich völlig, sowohl aufgrund meiner Größe als auch vor dem Hintergrund, dass ich mit deutlich leichterem „Gepäck“ unterwegs bin, da ich eben neben Ausrüstung und Verpflegung nur meine Kamera dabei habe. Die Lieferzeiten betrugen bei Bestellung einige Wochen, das Outback sollte also passend zum Frühjahr 2020 da sein.
Doch dann kam Corona und mit dem ersten Lockdown schloss auch der Händler, bei dem wir das Outback bestellt hatten, seine Türen für Kunden. Irgendwann hieß es: das Outback ist da. Aber: abholen konnten wir es nicht. Lieferung wäre zwar möglich gewesen, aber eben auch recht teuer, zudem brauchten wir noch einige Ausrüstungsteile, die wir vor Ort angucken und ausprobieren wollten. Also warteten wir und hofften darauf, dass es nicht zu lang dauern würde, bis ein Ladenbesuch wieder möglich sein würde. Irgendwann kam die Nachricht „Wir öffnen wieder, ihr könnt kommen.“ und wir machten uns quasi sofort auf den Weg.
Natürlich sollte es dann auch schnellstmöglich zum ersten Mal gemeinsam aufs Wasser gehen. Nur: wegen Corona konnten wir noch nicht einfach so in die Niederlande rüberfahren, wo mein Mann in der Regel zum Angeln unterwegs ist. Wir mussten uns ein Gewässer auf unserer Seite der Grenze suchen. Letztlich wurde dann einfach eine erste gemeinsame Kajak-Tour auf dem Fehntjer Tief daraus, ohne Angelei, dafür mit vielen schönen Momenten und gefiederten Fotomotiven. Das war im Mai 2020, seitdem sind wir schon so manchen Kilometer gemeinsam auf dem Wasser unterwegs gewesen: einige Male auf heimischen Gewässern, viel häufiger in den Niederlanden auf verschiedenen Kanälen und den Randmeeren, im Sommerurlaub in der Normandie entlang der Küste der Cotentin rund um Tatihou oder wo auch immer es uns gerade hinzieht.
Natürlich fotografiere ich auch an Land, gern auch im eigenen Garten, in dem sich neben allerlei Vögeln auch Eichhörnchen und verschiedenste Insekten und Kröten tummeln. Und hin und wieder stoße ich ganz zufällig auf Motive und habe mit etwas Glück sogar die Kamera dabei. Auch diese Bilder finden sich hier wieder.